Sieh mich sterben by Lee Goldberg

Sieh mich sterben by Lee Goldberg

Autor:Lee Goldberg [Goldberg, Lee]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi & Thriller
Herausgeber: AmazonCrossing
veröffentlicht: 2014-03-03T23:00:00+00:00


KAPITEL 14

Innen sah es ähnlich aus wie in Jim Rockfords Wohnwagen. Anstelle eines Schreibtischs stand bei Jolene jedoch eins dieser beigefarbenen Pseudo-Wildledersofas, die beim Kauf noch pralle Kissen hatten, einen Monat später jedoch nur noch flache Stofffetzen. Die Kissen waren immer noch gut gefüllt.

Das fiel mir ins Auge, und auch der Großbildfernseher, der das enge Wohnzimmer dominierte.

Jolene bot mir einen Platz auf dem Sofa an, während sie Kaffee machte, aber ich traute mich nicht. Ich befürchtete, dass mein angeklemmtes Holster abfallen könnte oder ich mit den gebrochenen Rippen nicht mehr aus den Kissen hochkäme.

Also stand ich an der niedrigen, abgesplitterten Theke, die den Küchenbereich vom Wohnzimmer trennte, und sah ihr zu, wie sie den Wasserkocher füllte. Auf der Arbeitsplatte lagen Rechnungen, Zeitschriften und ein Highschool-Jahrbuch.

Ich widerstand dem Drang, diese Dinge durchzusehen. Jolene wusch zwei Kaffeetassen aus und trocknete sie ab.

»Worum geht es hier eigentlich?«, fragte sie.

Es war mein erster Versuch, jemanden zu befragen, und mein zweiter Versuch einer Täuschung, und ich wollte es nicht versauen. Ich sagte mir, dass ich schließlich gleich zu Beginn wie ein Cop auf sie gewirkt hatte. Alles, was ich jetzt sagte und tat, musste sie in diesem Glauben bestätigen. Zweifel oder Zögern konnte ich mir nicht erlauben. Meine Nase durfte nicht laufen und ich durfte nicht schniefen.

»Wir haben auf Ihrem Konto innerhalb kürzester Zeit ungewöhnlich viele Aktivitäten festgestellt«, sagte ich. »Haben Sie gewusst, dass Ihr Ehemann letzte Woche im Universal Sheraton in Los Angeles gewohnt hat? Seine Rechnung belief sich auf zwölfhundert und fünfzehn Dollar.«

»Nein.« Sie zog den Bademantel enger. Hinter ihr erspähte ich die offene Tür zum Schlafzimmer. Ich konnte eine Ecke des ungemachten Betts und ein paar Turnschuhe auf dem Boden davor erkennen. Die Schuhe hatte ich schon mal gesehen, auf dem Weg zu meinem Gesicht.

»Wussten Sie, dass er von Swift Rent-A-Car einen Ford Focus gemietet und ihn eine Woche später mit zweitausenddreihundertundsiebenundachtzig Dollar nicht versichertem Blechschaden zurückgegeben hat?«

»Darüber weiß ich nichts.«

»Das Konto läuft auf Sie beide, deshalb sind Sie für seine Schulden und den Fahrzeugschaden mitverantwortlich.«

Ich sah hinüber zum Jahrbuch auf der Arbeitsplatte. Auf dem Deckel stand: Marcus Whitman Highschool, 1986.

»Das ist ein Versehen«, sagte Jolene und zog wieder an ihrem Bademantel, obwohl sich der während der letzten zwanzig Sekunden nicht gelockert hatte. »Als wir geheiratet haben, habe ich seinen Namen mit dazuschreiben lassen. Aber das hatte ich ganz vergessen, sonst hätte ich das längst geändert, als er ins Gefängnis musste. Und ganz bestimmt nach der Scheidung.«

Jetzt wurde es interessant. Ich entschloss mich, ihr zur Belohnung ein wenig Hoffnung zu schenken. »Das stimmt, wir haben seine Unterschrift längere Zeit nicht auf Kreditkartenrechnungen gesehen.«

»Vier Jahre.«

»Und genau das war einer der Gründe, warum uns das Ganze komisch vorkam«, sagte ich. »Trotzdem ist er zur Nutzung der Kreditkarte bevollmächtigt. Die Belastungen sind also legitim.«

Zu viel Hoffnung wollte ich ihr nun auch wieder nicht machen. Schließlich musste ich ihr einen Grund geben, meine Fragen zu beantworten, damit sie mich überzeugen konnte, ihr die mysteriösen dreitausendfünfhundert Dollar zu erlassen.

»Sie müssen mir glauben, ich hab nicht mehr gewusst, dass er die Karte benutzen darf«, jammerte sie.



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